Himmlisches Jerusalem

 

Im Auftrag von Abt Maximilian Heim schuf der Heiligenkreuzer Künstler-Mönch Pater Raphael Statt 2015 für den neuen Hörsaal Ottonianum der neu ausgebauten und erweiterten Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz eine Glaswand, für die er das Thema der Neuen Schöpfung wählte (vgl. Offenbarung 21f).

Das zwanzigteilige Kunstwerk aus Schmelzglas wurde in Zusammenarbeit mit der Glasmalerei Stift Schlierbach hergestellt.

Für die ungewöhnliche Raumsituation im Hörsaal bietet die neue Glaswand eine originelle gestalterische Lösung. Wie ein vom Himmel herabgesenkter Vorhang durchspannt sie den Raum mit gold-gelben Farbkaskaden und versetzt diesen in eine je nach Tages- und Jahreszeit sich wandelnde Lichtatmosphäre. Dadurch wird der Hörsaal in seiner vertikalen Ausrichtung stärker betont und geprägt.

Himmlisches Jerusalem

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Eine neu gestaltete Glaswand für den Vorlesungssaal „Ottonianum“ der Hochschule Heiligenkreuz.

Es handelt sich um eine 35 Quadratmeter große gläserne Falt-Schiebewand, die das biblische Thema des „Himmlischen Jerusalem“ aus Offenbarung 21 darstellt.

Künstlerisch herausfordernd war für mich, eine moderne wie auch funktionale Glaswand zu gestalten, die sich auf das von mir gewählte Thema der „Neuen Schöpfung“ bezieht. Gleichzeitig sollte sich die Glaswand prägend in die konkrete Raumsituation des Hörsaales einbinden.

Herausgekommen ist eine Glaswandgestaltung, die wie eine vom Himmel herabgesenkte Vorhang- Formation den Raum in seiner ganzen Höhe und Breite mit seinen dynamischen gold-gelben Farbkaskaden durchspannt und ihn somit in eine sich wandelnde Lichtatmosphäre versetzt. Der Hörsaal wird dadurch auch in seiner vertikalen Ausrichtung viel stärker betont und geprägt.IMG_7191

Das in der Glasmalerei Stift Schlierbach in Schmelzglas geschaffene zwanzigteilige Werk, deutet mit seinen gold-gelben Formationen auf die goldene Stadt Jerusalem. Auch die unterhalb der Stadtlandschaft ziehende rote Glas-Formation verweist auf die umlaufende Stadtmauer in rotem Jaspis, von der in der biblischen Offenbarung die Rede ist.

Im Verlauf meiner Arbeit habe ich die beglückende Erfahrung gemacht, das die von mir angewendete Schmelzglas-Technik bestens geeignet ist, um die Kostbarkeit und den kristallinen Glanz des Himmlischen Jerusalems in dieser Glaswand sichtbar zu machen.

Durch die künstlerische Arbeit am Himmlischen Jerusalem bin ich auch spirituell bereichert worden. Denn sie ist eine Form von Gebet, welche durch die Hände geht.

P. Raphael Statt OCist

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Die Verkündigungskapelle in Trumau

EINE VERKÜNDIGUNGSKAPELLE FÜR DAS KATHOLISCHE PFARRZENTRUM TRUMAU

Die vorliegenden Fotos der Fotografin Monika Schulz-Fieguth zeigen eine Kapelle, die sich in ihrer architektonischen Ausformung dem theologischen Thema der Verkündigung widmet. Es geht um das geschichtliche Ereignis der Menschwerdung  Gottes in Jesus Christus: Gott will Menschengestalt annehmen und schickt seinen Engel Gabriel zur Jungfrau Maria, der ihr die frohe Botschaft verkündet. (Lukas 1, 26-38)

Als Künstlermönch in der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz wurde ich im Jahr 2010 vom damaligen Abt Gregor Henckel-Donnersmarck beauftragt, für die dem Stift inkorporierte Pfarre Trumau eine Kapelle neu zu gestalten.

Inspiriert vom vorliegenden Thema galt es zunächst, dem von Stiftsbaumeister Arnold Link vorgegebenen Architekturraum eine marianische Prägung zu geben. Darum war es mir ein Anliegen, den Raum so auszurichten, dass er uns durch seine anziehende Formensprache wie in ein „Gefäß“ hineinnimmt, wo wir Gott in Liturgie und Anbetung begegnen und Ihn gleichsam, wie Maria, empfangen können.

Und so formte sich aus einem ursprünglich rechteckig starren Raumgefüge ein nach oben über ein Gewölbe ziehender, geschwungener  Sakralraum.

Aus diesem neuen Architekturgefüge entwickelten sich im Prozess meiner Arbeit alle weiteren bildnerischen Gestaltungselemente heraus.

Herausfordernd wie spannend war das kompositorische Umgehen – mit den unterschiedlichen bildnerischen Medien, die sich zu einem Ganzen zusammenzufügen hatten. Galt es doch, das höchst komplexe Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Formen und Materialien, sowie Licht, Design, Glas- und Farbgestaltung dem Ausgangsthema zuzuführen.

Überaus prägend war für den Entstehungsprozess das Tageslicht, welches sich zu bestimmten Zeiten wie eine glühende Lava durch das südlich geostete Fenster des Verkündigungsengels in den Kapellenraum ergießt und ihn in eine sich ständig verändernde Lichtatmosphäre taucht.

Hier vollzieht sich das Thema der Verkündigung in zwei unterschiedlichen bildnerischen Medien: der bildraumfüllende Verkündigungsengel im lichtdurchfluteten antiken Silenglas und die Gottesmutter Maria als freistehende Bronzeplastik.

Es ist eine beglückende Tatsache, dass in diesem neuen Raum die natürliche Licht-Choreographie sich zu einem nachvollziehbaren Widerschein der überstrahlenden Erscheinung des Verkündigungsengels an Maria, in wahrhaft bedrängender Präsenz, vergegenwärtigt.

Die einfühlsamen wie auch beeindruckenden Bilder der Fotografin Monika Schulz-Fieguth geben uns einen lebendigen Einblick in das temporäre Geschehen des Lichtes und führen uns wie in einem Rundgang durch den neuen Kapellenraum.

Durch die Arbeit an der neuen Kapelle konnte ich die spirituelle Erfahrung machen, Gott auf der Spur zu sein. Es ist mir ein Anliegen, die Theologie in eine künstlerische Form zu bringen, um damit Gott zu verherrlichen. Auf dass Alles zu einem Lobpreis für Gott werde.

Pater Raphael Statt OCist